aper cut made by students at a school for migrant children on the outskirts of Chengdu, Sichuan province
Studie
22 Minuten Lesedauer

Kreativität als Staatsdoktrin

Chinas Schulen zwischen Innovation und Konformität

Auswendiglernen und Frontalunterricht kennzeichneten jahrzehntelang das chinesische Schulsystem, mit etwa einer halben Million Schulen eines der größten der Welt. Doch das soll sich ändern: Chinas Bildungspolitiker haben Kreativität auf die Unterrichtspläne gesetzt. Denn wer kreativ ist, der – so das Kalkül – wird eines Tages auch die innovativen Ideen und Produkte hervorbringen, die Chinas wachstumshungrige Wirtschaft so dringend braucht.

Manche Erhebungen scheinen der chinesischen Strategie recht zu geben: Im Global Innovation Index der Vereinten Nationen für das Jahr 2018 war China erstmals unter den 20 innovativsten Volkswirtschaften vertreten. Doch wohin führt diese „verordnete“ Kreativität, die vor allem auf wirtschaftliche Innovation ausgerichtet ist? Dies hat Didi Kirsten Tatlow, langjährige Korrespondentin der „New York Times“ in China und ehemalige Visiting Academic Fellow am MERICS, in einer einzigartigen qualitativen Umfrage untersucht.

Im neuen China Monitor PerspectivesKreativität als Staatsdoktrin: Chinas Schulen zwischen Innovation und Konformität“ präsentiert Tatlow die Ergebnisse ihrer Feldforschung an chinesischen Schulen in Chengdu in der Provinz Sichuan und Yiyang in Hunan. Sie befragte etwa 80 Lehrer aus sehr unterschiedlichen Bildungsstätten zu ihren Ansichten über Kreativität im chinesischen Bildungssystem.

Eines der zentralen Ergebnisse: zwischen ärmeren und reicheren Regionen besteht eine erhebliche Kluft, was die Möglichkeiten angeht, neue Unterrichtsansätze zu etablieren. Die einen verfügen über ausreichende Mittel, attraktive Angebote zu machen – wie Experimentierräume, spielerische Anregungen oder auch Computerkurse. Die anderen müssen sich darauf verlassen, dass einzelne Lehrer mit geringen Mitteln kreativere Unterrichtsansätze in die ohnehin schon vollen Lehrpläne einbringen.

Die Reihe “China Monitor Perspectives” bietet MERICS-Fellows eine Plattform, um ihre Forschung und Analysen zu präsentieren. Die Ansichten der Autoren sind deren eigene und geben nicht notwendigerweise die Haltung des Instituts wieder.

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